Den Jahren mehr Leben geben… wie geht das?

Wenn ich in der letzten Zeit meine Mitmenschen beobachte, kommt mir immer öfter folgendes Zitat in den Sinn: Es kommt nicht darauf an, dem Leben mehr Jahre zu geben, sondern den Jahren mehr Leben zu geben.

Wie wahr…, jedoch leben wir unseren Alltag auch danach?

Schon von klein auf haben wir gelernt, in Stunden zu denken und die Zeit unnötigerweise einzuteilen, Dinge ewig aufzuschieben: „ In einer Stunde habe ich Lateinschularbeit. Bis zu den Ferien sind es noch drei Wochen. Morgen in einer Woche bin ich 30 Jahre alt. Bis zu meiner Pensionierung dauert es noch 15 Jahre. Wenn ich einmal genug Geld habe, werde ich eine Weltreise machen. Einmal im Ruhestand, lasse ich es mir so richtig gut gehen und nehme mir Zeit für…“

Diese Sätze kennen wir so oder so ähnlich wohl alle, jedoch leben wir dadurch nicht ewig an der Gegenwart und unserem Glück vorbei? Hängen wir regelmäßig solchen Gedanken nach besteht berechtigterweise die Gefahr, dass wir dadurch versäumen, das Hier und Jetzt wahrzunehmen und die Freuden des Alltags zu genießen. Wer immer alles nur in die Zukunft verschiebt, verabsäumt es, das wirkliche Leben zu leben.

Es braucht nicht einen Lottogewinn in Millionenhöhe, um sich etwas Schönes zu gönnen. Die schönsten Dinge im Leben sind sowieso kostenlos: Den Sonnenaufgang bestaunen; einen Regenbogen bewundern; den Vögeln beim Singen zuhören; dem Erwachen der Natur im Frühling Aufmerksamkeit schenken; im Herbst durch den Wald spazieren und das Rascheln der Blätter zu hören; einem Freund/einer Freundin sagen, wie gern man ihn/sie hat; seinen wahren Gefühlen ehrlichen Ausdruck verleihen; Zeit mit seinen Liebsten verbringen; sich mal einfach hinsetzen, um nur aufs Wasser zu schauen (dazu braucht es kein Meer, jeder Teich oder Fluss tut es auch!) und seine Seele baumeln lassen…

Es gibt jeden Tag unzählige und ausreichend Möglichkeiten, das Umfeld positiv wahrzunehmen und wertzuschätzen. Warum also vergessen wir im Trubel des hektischen Alltags allzu oft darauf? Haben wir es wirklich verlernt mit weniger als einem tollen Auto, einer modernen Wohnung, stylischen Klamotten, einem neuen Handy, iPad… auszukommen und dabei auch noch glücklich zu sein? Müssen wir immer den unerreichbaren Luxus hinterherlaufen, nachts wegen drohender oder auch nur eingebildeter Existenzängste schweißgebadet aufwachen, um am nächsten Tag noch härter, länger und konsequenter zu arbeiten, um es vielleicht eines Tages doch noch zu schaffen? Um endlich unser Leben in Sicherheit und ohne Sorgen eines Tages doch zu verwirklichen und dann entspannter und glücklicher zu leben?

Jeder, der innehält wird früher oder später begreifen, dass Sicherheit, so wie wir sie gerne hätten, im Grunde inexistent ist. Die meisten Menschen schließen im Laufe ihres Lebens jede Menge Versicherungen ab: eine Haushaltsversicherung, eine Vollkaskoversicherung fürs Auto, eine Rechtschutzversicherung, eine Krankenzusatzversicherung, eine Unfallversicherung, eine Einbruchsversicherung, eine oder sogar mehrere Lebensversicherungen… Wie viele Menschen jedoch zahlen Jahr für Jahr brav ihre Gebühren, um dann im wirklichen Schadensfall erst recht vom Versicherungsunternehmen im Stich gelassen oder gekündigt zu werden…

Sicherheit im Leben gibt es nicht, nur eines ist sicher: Wenn unsere Stunde schlägt, müssen wir Abschied nehmen und was können wir wirklich in diesem Moment mitnehmen? Die Arbeit, die Wohnung, das Auto…??

Es wäre schade, wenn wir uns erst in unseren letzten Atemzügen klar werden, worauf es wirklich im Leben eines Menschen ankommt: auf Liebe, Verständnis, Ehrlichkeit, Dankbarkeit, auf die Schönheiten der Natur, das Innere eines Menschen, seiner Seele und wahrlich nicht auf die Schönheit im Außen…

Also beginnen wir noch heute, die Schönheiten auf der Welt, in unserem Leben, unserem Alltag wahrzunehmen, sie zu bewundern und zu beachten, halten wir uns an ihnen fest, legen wir unseren Fokus auf das Positive im Leben, anstatt immer negativ zu denken!

Es gibt genug Möglichkeiten, das Schöne in unser Leben, in unseren Alltag einzuladen: treffen wir uns des Öfteren mit guten Freunden auf ein nettes Gespräch, sitzen wir nicht allein vor dem Fernseher oder unterhalten wir uns nicht nur über oberflächlichen Blödsinn, sondern gehen wir händchenhaltend mit unserem Liebsten/unserer Liebsten spazieren und genießen ganz einfach das Dasein, ohne uns schon im Jetzt über das Morgen unnötigerweise Gedanken zu machen. Werden wir uns bewusst klar darüber, dass es morgen schon zu spät sein könnte, etwas zu ändern und leben wir jeden Tag so, als wäre es unser letzter: Carpe diem! Schon die Römer wussten offensichtlich, worauf es ankommt…

Schön und gut, wir müssen alle von mehr als nur Luft und Liebe leben, jedoch lassen wir unsere Ängste los und gehen wir einer Beschäftigung nach, die uns mit Freuden erfüllt und verbringen wir nicht unsere Freizeit mit Menschen, an denen uns im Grunde unseres Herzens gar nichts liegt. Trauen wir uns, unser wahres Ich zuzulassen und es nach außen zu kehren und verleugnen wir uns nicht tagtäglich aufs Neue selbst!

Es ist nie zu spät, sein Leben zum Positiven zu ändern, sei es mit 20 oder 80, jedoch, am Sterbebett ist es sicherlich zu spät!

 

 

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